Gedanken zum Tod von Johanna B. und der Berichterstattung über den brutalen Mord

Warum schreiben die Münsterschen Zeitungen nur die halbe Wahrheit? Es wird verschwiegen, dass der Täter aus Marokko stammt, also einen Migrationshintergrund hat. Die Nachrichten werden also gefiltert, manipuliert. Was ich mit dieser Information (Migrationshintergrund, kultureller Hintergrund wahrscheinlich arabisch, islamisch) mache als Leser, muss mir, dem Leser, selber überlassen bleiben.

So wird er entmündigt, wird nicht ernst genommen. Man kann vom Leser nicht die korrekte Einordnung erwarten, also geben wir ihm gar nicht diese Informationen, die ja zu einer Steigerung von Fremdenfeindlichkeit führen könnte. So eine Art von Information brauchen wir nicht.
Sie erinnert mich in schlimmer Weise an die DDR, an das Neue Deutschland und die SED-Informationspolitik. Im Sozialismus durften keine Verbrechen passieren, das passte nicht in das Bild. Vom kommenden paradiesischen Zustand der sozialistischen Gleichheit und Gerechtigkeit.
Die Diakonie Münster, bei der der Täter, ein Student der Sozialarbeit, als Honorarkraft arbeitete, trauert um zwei Menschen. Das ist für mich, der ich Täter und Opfer nicht kenne, schon harter Tobak. Denn hier werden Opfer und Täter gleichgesetzt. Auch nach dem Amoklauf in Winnenden glaubten manche, in einer gemeinsamen Trauerfeier des Täters und der Opfer gleichzeitig gedenken zu sollen. Dagegen haben sich zu Recht die Eltern der Opfer zur Wehr gesetzt. Meine Trauer um den Täter ist sehr begrenzt. Bin ich deshalb unchristlich?
Die Diakonie lässt verlautbaren, es sei „der richtige Mann an dieser Stelle“ gewesen. Das tut nun richtig weh. Auch wenn man bei der Einstellung vor 4 Jahren vielleicht keine Hinweise auf dieses abscheuliche und brutale Verbrechen (die 16jährige wurde mit 60 Messerstichen getötet) sehen konnte, so muss man heute feststellen, dass es eine fatale Fehleinschätzung war.
Nach jedem Flugzeugunglück eilen Experten der Flugsicherheit zum Unglücksort. Sie können den Opfern zwar nicht mehr helfen – aber sie wollen Rückschlüsse gewinnen für die zukünftige Flugsicherheit. Kann man aus Johannas Tod gar keine Rückschlüsse ziehen? Keine Lehren gewinnen? Ich weigere mich, ihr Leben und ihr Sterben als völlig sinnlos hinzunehmen. Ihr hübsches Gesicht mit ihren wachen Augen, mit so viel Optimismus, mit so viel Vertrauen, mit so viel Neugier auf die Zukunft, mit soviel Selbstbewusstsein, mit so viel Hoffnung auf eine gute Welt, dass alles gut ist, haben nur mich, sondern viele Leser der Zeitungsannonce und die Besucher der Trauerfeier in der überfüllten Überwasserkirche tief berührt.
Ist es ein absoluter tragischer Einzelfall? Dann frage ich mich, der wievielte Einzelfall von perverser Gewalt ist das?
Im Fall von den etwas zweideutigen Komplimenten des FDP-Politikers R. Brüderle gab es einen Aufschrei, monatelanges Hickhack, Talkshows und Empörungsbriefe, Politiker-Reden und Leserbriefe, wie sich Frauen in vergleichbaren Situationen verhalten sollten. Für einen Moment stellen wir uns mal vor, die Tat hätte ein 24jähriger „Biodeutscher“ an einer 16 Jährigen Marokkanerin in Münster verübt! Demos und Lichterketten von Kiel bis Konstanz! Wäre nicht sofort versucht worden, die Persönlichkeitsstruktur des Täters zu erfassen, Interviews mit Nachbarn, Freunden und Schulkameraden zu machen, den sozio-kulturellen Hintergrund auszuleuchten (z.B. NPD -Mitglied oder Mitglied der Jungen Union oder… der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt). E-Mails, Bücher, Videos, CDs wären sofort einer kritischen Analyse unterzogen worden. Müssen wir tatsächlich eine „Qualitätszeitung“ wie die Bild kaufen, um mehr Informationen zu bekommen? Die Behörden sind offensichtlich auskunftsunwillig. Die Staatsanwaltschaft erklärt rigoros, für sie sei der Fall abgeschlossen. Es gibt ja Datenschutz und Persönlichkeitsschutz! Wie praktisch für informationsunwillige Behörden. Dieser Fall ist aber keine reine Privatsache zwischen Opfer und Täter, sondern geht die Öffentlichkeit, geht uns alle an.
Es gibt für die Leser und Bewohner Münsters ein Recht auf Information. Unser Vertrauen, speziell das von Eltern minderjähriger Töchter, ist auf das Tiefste erschüttert worden. Seit 1970 lebe ich in Münster und habe in dieser Zeit viel gehört und erlebt. Die Grausamkeit dieser Tat übertrifft bei Weitem alles Bisherige.
Unfassbar sei die Tat. Für den ersten Schock-Augenblick ist das ja eine mögliche Beschreibung. Wem aber nichts Weiteres dazu einfällt, ist offensichtlich gar nicht bereit, die Hintergründe der Tat, die Motive etc. aufzuklären. Neben dem Charakter des Täters müssten auch sein persönliches Umfeld, die Rapper-Szene und schließlich auch das sozio-kulturelle Umfeld und die Herkunftsfamilie beleuchtet werden. Auch wenn der Täter tot ist, besteht diese Notwendigkeit.
Seyran Ates hat in ihren Büchern über das Scheitern von Multi-Kulti, über Ehrenmorde und Zwangsehen und über die Notwendigkeit einer sexuellen Revolution im Islam eindrucksvoll dargestellt, wie die besondere Erziehung in afrikanischen, islamischen oder arabischen Familien zu einem völlig anderen Verständnis von Ehre führt. Jungen und Mädchen werden ganz andere Werte vermittelt als bei uns, eine Macho-Kultur und patriarchalische Strukturen beeinflussen den Entwicklungsprozess entscheidend.
Äußerst lesenswert ist ebenfalls Buschkowsky: „Die andere Gesellschaft“. Er kennt als Bürgermeister von Neukölln die Ausländerproblematik sehr genau und nimmt kein Blatt vor den Mund, auch auf die große Gefahr hin, als politisch unkorrekt dargestellt zu werden, und als Rassist. Er spricht sehr eindrucksvoll von einer Schweigespirale, die ja im Fall der Berichterstattung in Münster haargenau bestätigt wird. Er unterscheidet im Übrigen sehr genau zwischen Ausländer und Ausländer. Ein kurzes Beispiel: Vietnamesen gelingt die Integration sehr viel besser als z.B. arabischen Afrikanern, sie übertreffen bei Schulerfolgen um ein Vielfaches ihre Konkurrenten.
Die Gutmenschen sehen das natürlich ganz anders. Aber es scheint mir so, dass immer mehr Menschen unzufrieden sind mit der Political Correctness und dass sie spüren, dass die Alt-Parteien alle zusammen insgesamt sehr stromlinienförmig geworden sind. Kein Mut zur Wahrheit. Kein Mut zur Aufklärung. Es gibt glücklicherweise so viele gute Beispiele von gelungener Integration und von dem großen Nutzen, den die Zuwanderer hier im Land entfalten.
Wir alle haben zahlreiche ausländische Freunde, sind selber nicht nur als Touristen im Ausland gewesen, sind teilweise mit Ausländern verheiratet. Warum darf dann der Begriff Ausländer nur im positiven Kontext auftauchen? Dass es auch eine Schattenseite gibt, weiß inzwischen jeder – aber es wird nicht offen ausgesprochen. Oder es wird beschönigt. Mir gegenüber wurde die schreckliche Tat von einem MZ-Reporter relativiert: „Auch deutsche Männer bringen ihre Frauen um.“
Das bestreitet niemand. Aber auch in der gleichen Häufigkeit? Mit Messerstichen, 60 mal zustechen? Aus beleidigter Ehre? Weil Frauen kein eigenes Selbstbestimmungsrecht über ihre Liebesverhältnisse haben?
Wissenschaftler versuchen, schlafende Vulkane zu identifizieren. Um für den Fall des Ausbruchs die Opferzahlen möglichst gering zu halten. Berufsmäßige Kriminologen und auch Friedensforscher müssten ja auch auf der Suche nach Bedingungen sein, unter denen ein friedliches Zusammenleben möglich ist. Aber nur eine unzensierte, angstfreie Diskussion kann zu vernünftigen Ergebnissen führen!
Wird die bei einigen vorhandene Fremdenfeindlichkeit durch eine „zu offene“ Berichterstattung geschürt? Ich glaube nicht. Aber zu einem sicheren Ergebnis führt diese Art:
Zu einem massiven Vertrauensbruch der Leser und der Zuschauer im Fall des TV.

 

Michael Jahn