Originalton aus der Ratssitzung vom 24.06.20

Anfang Juni 2020 informierten Polizei und Staatsanwalt die Öffentlichkeit über den Missbrauchs-Skandal von Münster.
Die Fakten sind bekannt. So wird berichtet von Videos in denen vier erwachsenen Männern, die stundenlang und abwechselnd einen fünfjährigen und einen zehnjährigen Jungen vergewaltigen. Wir ersparen uns nähere Ausführungen.
Die Mutter des zehnjährigen Opfers ist Teil der Ermittlungen, angeblich wusste Sie vom Missbrauch ihres Kindes. Ermittelt wird aber auch gegen die Mutter des Haupttäters. Sie hat ihre Gartenlaube zur Verfügung gestellt. Besonders brisant: Die Frau ist Erzieherin an einer KiTa hier in der Stadt Münster.
Das Vorab.
Aus Sicht der AfD-Ratsgruppestellt sich die Frage, ob es Versäumnisse beim Jugendamt der Stadt Münster gab? Ob man vielleicht früher auf den Missbrauch hätte aufmerksam werden können? Stadtdirektor Thomas Paal antwortete gegenüber dem WDR auf diese Frage mit folgendem Statement: „Mit dem Wissen von heute hätte man vielleicht anders entschieden, aber dieses Wissen lag damals nicht vor“. Bis zuletzt habe es „keine Hinweise aus dem sozialen Umfeld auf eine mögliche Gefährdung oder Auffälligkeiten des Kindes“ gegeben. Diese Einschätzung kann im Angesicht  der Ereignisse so nicht stehen gelassen werden. Es klingt nach: Wir haben alles richtig gemacht.
Eingehen möchte ich auf das Schreiben von Herrn Paal vom 19.06. Auf 4 Seiten wird versucht den Mitgliedern des Rates zu erklären wie das Zusammenspiel zwischen Staatsanwaltschaft, Kommunaler Sozialer Dienst bzw. Jugendamt funktioniert hat bzw. eben nicht funktioniert hat.
Dieser Bericht zeigt eines: Das Jugendamt ließ sich von der Mutter des zehnjährigen Opfers vorführen. Beispiel: Im Januar 2014 wird bekannt, dass die Mutter einen vorbestraften Pädophilen Lebenspartner hat. Es reicht die Angabe der Mutter (Zitat): In diesem Gespräch versichert die Mutter, nicht mit dem Tatverdächtigen zusammen zu leben und den Schutz ihres Kindes  durchgängig sicherzustellen. Als Beleg reichen unterschiedliche Meldeadressen – wie leichtfertig. Wie lebensfern.
September 2016 werden weitere Taten des pädophilen Lebenspartners bekannt. Das Jugendamt initiiert eine Fallberatung mit Experten, Polizisten, Psychologen, Pädagogen. Da der Täter seinen Therapieauflagen nachkommt bleibt damit das Kind bei der Mutter und damit beim Täter, der nun weiterhin und ungehemmt seine Neigungen am Kind ausleben kann.
Schwerwiegend waren hier auch die Fehleinschätzungen durch das forensische Gutachten des Amtsgerichtes Münster. Denn dieses bescheinigte dem Haupttäter therapiefähig zu sein.
Dabei gehen Sexualmediziner heute davon aus, dass die Entwicklung der Sexualität im Wesentlichen mit dem Ende der Pubertät abgeschlossen ist und eine grundsätzliche Änderung der pädophilen Sexualpräferenz nicht mehr möglich ist (Horst Vogt: Pädophilie, Leipziger Studie zur gesellschaftlichen und psychischen Situation pädophiler Männer).
Experten des Kinderschutzbundes beschreiben das Verhalten von Adrian V. als klassisch: Pädophile suchen sich junge Mütter mit kleinen Kindern, die sie dann missbrauchen können. Alle Erkenntnisse die den Mitarbeitern im Jugendamt bekannt sein sollten.
Aber der eigentliche Skandal ist der: Warum wurde das Kind nie angehört?
Nach dem Bericht von Herrn Pahl hat das Jugendamt wiederholt die Möglichkeit ungenutzt gelassen um den betroffenen Jungen selbst im Verfahren anzuhören und festzustellen, wie es dem Kind geht. Auch wurde kein Verfahrenspfleger bestellt, der die Rechte des Kindes wahrnahm, sofern das Kind hierzu altersbedingt nicht in der Lage sein sollte. Dies obwohl §8 und §16 SGB VIII dies explizit vorschreiben. Der BGH hat mehrfach entschieden, dass Kinder vor einer Entscheidung über das Umgangsrecht der Eltern angehört werden müssen. Dies selbst dann, wenn sie erst vier Jahre alt sind.
Hier stellt sich die Frage, ob es beim Jugendamt eine Kultur des Wegschauens gibt. Es stellt sich die Frage nach den Arbeitsabläufen im Jugendamt. Es gilt auch zu prüfen, wo Warnsignale nicht beachtet worden sind. Und ebenso gilt es zu klären, wie mit Briefen von Opfern bei der Stadt Münster umgegangen wird.
All diese Fragen hat Herr Paal in seinem Bericht nicht beantwortet. Es ist zu befürchten, dass sich diese schrecklichen Ereignisse mit diesem Jugendamt jederzeit wiederholen können.