Die Umfunktionierung des Volkstrauertages zu einem „Gedenktag für alle Opfer von Gewalt“ und zum „Schutz der Werteordnung vor Hass“ sollte überdacht werden.
Wir erinnerten am Volkstrauertag jahrzehntelang unser gefallenen Soldaten, weil Ihr Tod gleichzeitig ein Opfer in Pflichterfüllung für unser Volk war. Auch heute enthält der Eid des deutschen Soldaten die Formel: „…treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“.Offiziell versteht unser Staat dabei das Wort „tapfer“ als „unter Einsatz des eigenen Lebens“. Das seit 1922 auf dem Denkmal an der Promenade in Stein geformte „Treue um Treue“ spricht den gefallenen Soldaten die Hochachtung des Volkes für ihre Treue bis in den Tod aus und versichert ihnen im Gegenzug unsere Treue durch ehrendes Gedenken. Dieser Spruch ist deshalb auch heute noch aktuell. Wenn das Verteidigungsministerium meint, er sei nicht mehr für Traditionsbildung der Bundeswehr tragbar, obwohl er 100 Jahre lang gültig blieb, ist diese Entscheidung für uns Bürger nicht maßgebend. Der Volkstrauertag hat nichts mit der Traditionsbildung der Bundeswehr gemein.
Politiker haben die Macht, das Verständnis unserer Geschichte für ihre Ziele zu verändern, auch durch Ausblendung ehrender Erinnerung an ganze Generationen.
Unsere Trauer am Volkstrauertag auf alle Opfer von Gewalt in dieser Welt „zu verteilen“ und in Gedenkreden durch Hinweise auf Populisten und Flüchtlingsbelange Parteipolitik zu betreiben, brauchen wir als Souverän jedoch nicht zu akzeptieren.
Wolfram Hoffmann, Münster – 23.11.2016